Gedanken eines Joggers…

Wie so oft nach der Arbeit gehe ich auch heute wieder joggen. Es tut gut zwischen Beruf, Studium und politischer Aktivität auch mal körperlich aktiv zu werden. Ich sitze den ganzen Tag im Büro oder beim Lernen. Bewegung tut da zwischendurch mal richtig gut. Einfach mal in die Natur laufen und den Gedanken freien Lauf lassen. Also ziehe ich mir meine Laufschuhe an und laufe los.

Ach, wie praktisch ist es, dass der Wald nicht weit weg ist. Ich laufe nur eben durch den Südesch, dann an der Münsterstraße entlang und schon bin ich beim Schloss im Prinzenbusch. Dabei kommt mir gerade der Gedanke, dass Arbeitkollegen aus dem Ruhrgebiet einen schon mal beneiden, wenn ich erzähle, dass ich nicht erst mit dem Auto zu einer derart großen Grünanlage fahren muss.
Das Rheder Schloss hinter mir gelassen, laufe ich in den Wald. Schön schattig ist es, wofür man gerade an heißen Tagen als Läufer sehr dankbar ist.
Heute ist wieder ein richtig schöner Tag. Da trifft man viele Radfahrer, Hundebesitzer, Spaziergänger und Eltern mit Kindern im Wald.
Plötzlich komme ich an die Stelle, die in der Rheder Politik in aller Munde ist.

Die Stelle an der eine Osttangente gebaut werden soll. Hier soll also eine Straße durchführen? Warum? Innenstadtbewohner sollen durch die Umleitung des Verkehrs entlastet werden, heißt es. Aber wie? Fahren Bürger aus Krechting und Altrhede dann über die Osttangente zum Einkaufen zum real? Das kann ich mir irgendwie nicht so richtig vorstellen. Müssen diese Bürger denn nicht auch mal in der Rheder Innenstadt zum Bäcker, zum Metzger, zum Schreibwarenladen, zum Floristen, zum Gemüsehändler, zum Klamottengeschäft,…? Oder fahren die dann in Zukunft nicht mehr in die Innenstadt, sondern kaufen alles bei real, MediMax, Schuhcenter und Hagebaumarkt? Das kann ich mir irgendwie nicht so richtig vorstellen. Auch wenn man in den Nordkreis zur Arbeit fährt, fährt man doch trotzdem noch in Rhede zum Bäcker. Und das ist auch gut so. Nicht umsonst machen die ersten Bäcker bereits um 6.00 Uhr auf. Ach, ich schweife schon wieder ab. Dabei wollte ich doch einfach nur mal ein bisschen Bewegung und die Seele baumeln lassen.

Mit dem Entschluss, andere Gedanken zu fassen laufe ich weiter. Ich checke noch mal eben meinen Puls. Naja, ein Schüppchen Tempo könnte ich schon noch drauf packen. Tempo. Hm, da rutsche ich schon wieder zu dem Gedanken dieser Straße, die quer durch den Wald führen soll. Tempo. Lärmbelästigung. Aus der Innenstadt, wo auch schon alleine durch die täglichen Einkaufstätigkeiten Verkehrsgeräusch entstehen, will man es schaffen weniger Lärm durch den Bau einer neuen Straße entstehen zu lassen. Das verstehe ich nicht. Die Bürger sollen doch immer unsere Geschäftsleute in der Innenstadt besuchen. Und es soll wirklich spürbar ruhiger in der Innenstadt werden und die Straßenbelastung geht dabei zurück?

Und in den schönen ruhigen Wald soll dann Lärm entstehen? Tempo. Lärmbelästigung. Hm, irgendwie verwirrend.

Naja, jetzt aber mal abschalten.

Im Wald sind gerade viele Leute unterwegs. Es ist so ca. halb fünf. Da sehe ich eine kleine Familie mit Bollerwagen. Die scheinen ein kleines Picknick im Wald zu machen. Innerlich freue ich mich, dass den Kindern in einer Stadt wie Rhede die Möglichkeit geboten wird in die Natur zu gehen. Ja, es gibt auch noch andere Freizeitbeschäftigungen wie Fernsehen, Computerspielen, usw. Hier bei uns ist nicht alles grau in grau. Das fiel mir jedes Mal auf, wenn ich mit dem Zug von Bocholt nach Wesel und dann mit dem Koblenzer nach Duisburg zur Berufsschule gefahren bin. Desto weiter der Zug Richtung Ruhrgebiet kommt, desto grauer wird es. Da haben wir es hier auf dem Land schon besser.

Ich grüße die kleine Familie kurz und laufe an ihnen vorbei. Weiter gerade aus durch den Prinzenbusch. An einer Stelle kann man hier jetzt auch links abbiegen. Ich erinnere mich, dass ich im letzten Winter auf der Strecke, die links abführt, Rehe gesehen habe, die den Weg überquert haben. Ich biege diesmal allerdings nicht erst links ab, sondern laufe geradeaus weiter.

Dann komme ich zur kleinen Hütte im Wald. Ein anderer Jogger kommt mir entgegen, man grüßt sich kurz. Hier sind viele Jogger und Walker sportlich aktiv. Kein Wunder, es ist hier auch richtig schön. Am schönsten finde ich es hier im Herbst. Wenn die Blätter sich färben und langsam von den Bäumen fallen. Wenn dann noch die Sonne scheint, dann ist es perfekt.

Die Strecke ab Rheder Schloss, entlang des Hoxfelder Weges, dann links ab entlang der Rappers Kölke und dann an der Uerde entlang bis zum Ententeich und dann zum Schloss sind ca. 6,5 Kilometer. Von mir zuhause aus entspricht die Strecke ca. 8,5 Kilometer. Wie wäre es denn man mit einem Wettkampf in Form eines Waldlaufes. Vielleicht im Herbst. Man könnte eine Strecke von vielleicht 10 Kilometern anbieten. Eine schöne Strecke hätte Rhede allemal zu bieten.

So, nun bin ich an der Rappers Kölke angelangt und biege links ab. Dieser Teil meiner Laufstrecke umfasst irgendwas zwischen 1 und 1,5 Kilometern.
Laut diversen Äußerungen soll hier ja reger Verkehrsbetrieb herrschen. Naja, gerade jetzt sehe ich kein Fahrzeug. Zufall? Auch bei meinen vergangenen Läufen ist mir hier ein Verkehrsproblem nicht aufgefallen. Ich habe mir, bei meinen vergangenen Läufen mal erlaubt mitzuzählen wie viele Fahrzeuge mir bei dieser Strecke entgegenkommen oder wie viele mich überholen. Bei meinen Beobachtungen sind mir nur selten 3 Fahrzeuge aufgefallen. In der Regel war es eins oder keins. Ich bin dabei auch zu verschiedenen Zeiten Laufen gewesen. Mal morgens um sechs vor der Arbeit. Mal mittags, im Urlaub. Naja, und meistens bin ich so zwischen fünf und sieben unterwegs. Feierabendverkehr. Auch andere Läufer haben mir ähnliche Beobachtungen geschildert.
Und dann soll noch eine Straße durch den Wald führen? Eine die wesentlich größer, lauter und dazu noch sehr teuer ist? Ich denke mir nur, dass ich doch eigentlich zum Bewegungsausgleich und zur Entspannung in den Wald gekommen bin.

An der Uerde angekommen entschließe ich mich dazu, dass ich mich entlang der restlichen Strecke nicht mehr mit dem Gedanken dieser sonderbaren Straße befasse.

Solange nicht mehr, bis ich wieder meine Runde durch den Prinzenbusch antrete…

Heike Messing

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