Stellungnahme zu B-Plan BS 27

Eigentlich ist es guter Stil Beschlüsse, wenn sie gefasst worden sind, nicht mehr infrage zu stellen. In diesem Fall möchte ich den Versuch machen, sie davon zu überzeugen, dass eine erneute Beschäftigung mit dem Thema zum Vorteil aller sein kann.

Die Katastrophenbilder aus dem Ahrtal und angrenzenden Regionen hat jeder noch vor Augen. Aktuell heute Morgen lasen wir Berichte von Landwirten aus Rhede, die zur Unterstützung ins Ahrtal geeilt waren. Wir möchten diese Ereignisse nicht instrumentalisieren. Wir verstehen sie als einen dramatischen Weckruf unser Denken und Handeln zu verändern!

Wir sind hier nicht im Ahrtal, unser Topographie ist eine andere, aber außerordentliche Niederschlagsereignisse können jede Region treffen. Niemand ist davor gefeit. Auch das kann man heute der Tagespresse entnehmen.

Der Klimawandel ist in vollem Gange. Mit seinen Auswirkungen, heftige Niederschlagsereignisse, Starkwind oder dramatische Niederschlagsdefizite, müssen wir uns zukünftig arrangieren.

Ein kleiner Blick zurück:
Jahrzehntelang verfolgte man eine Politik, die Flüsse begradigte, Flächen drainierte, Deiche anlegte, Flussauen bebaute usw. Wasser sollte schnellstmöglich weg.
Die Folgen dieses Handelns werden zunehmend bei Extremwetterlagen spürbar:
Die Wasserstände bei Hochwässern steigen deutlich schneller an und die Höchststände nehmen bedrohliche Ausmaße an.
In Phasen extremer Trockenheit gibt es auch im hiesigen Raum zunehmend wachsende Probleme mit der Trinkwasserversorgung.
Klima und Wetter entziehen sich unserer Einflussnahme. Wir können aber die Widerstandskraft gegen solche Phänomene steigern, um die eintretenden Schäden in moderaten Grenzen zu halten.

Was ist zu tun?
In der Fachliteratur bis hin zu den populären Wissenschaftsjournalisten wie Harald Lesch oder Ranga Yogeshwar, herrscht Einigkeit dahingehend, dass das Einengen der Flüsse und Bäche und die dramatische Versiegelung von Flächen, als Hauptursache von Hochwasser gelten.
Es gilt das Wasser mit geeigneten Maßnahmen festzuhalten und den Abfluss zu verlangsamen, um die Spitzen zu kappen. Die Wissenschaft spricht hier von der „Schwammstadt“.
Um dem Ziel „Steigerung der Resilienz“ näher zu kommen, müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, nicht nur in BS 27.
Ein zartes Umdenken ist in der Landwirtschaft spürbar. Wasser wird dort zunehmend als wichtige Ressource gesehen und nicht mehr als „Abwasser“.

Fakt ist aber, in der Gesamtschau bleiben wir seit Jahren unter unseren Möglichkeiten.
Unser Bauen wird vom Denken der Vergangenheit bestimmt.
Es mangelt an der Bereitschaft zur Anpassung an veränderte Bedingungen. Dabei ist Anpassung an Veränderung eigentlich das Erfolgsrezept der Menschheit.

Die Erkenntnisse der Fachleute und Experten stehen allen zur Verfügung.
Niemand kann sagen, er sei nicht informiert gewesen!
Dennoch werden hier Beschlüsse gefasst, die Grundstücksversiegelungen in die Höhe treiben. Die Messlatte liegt aktuell bei 75%!
Eine Kompensation wird nicht gefordert, obwohl es im Sand des Rheder Südens ein Leichtes wäre, hier Wasser versickern zu lassen.
Bei diesen günstigen geologischen Bedingungen auf jegliche kompensatorische Maßnahme zu verzichten, ist für uns grob fahrlässig!
Verantwortung für das Wohl aller definieren wir anders.

Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema durch die geplante Stadtentwicklung. Im neuen Stadtentwicklungskonzept, das aktuell noch in der Diskussion ist, wird festgelegt, dass wir in den nächsten 15 Jahren eine Fläche von knapp 60 Hektar für Wohnen und Gewerbe in Anspruch nehmen werden.
Wir befürchten, dass der neue 75% Standard auch hier Anwendung finden wird.

Werten sie unseren Antrag als dringenden Appell, dass wir uns gemeinsam den drohenden Auswirkungen des Klimawandels entgegenstellen.
Diese Mammutaufgabe ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die die Solidarität aller einfordert. Wir stehen bereit, Maßnahmen zu definieren und umsetzen.

Konkret zum BS 27:
Bei einer Abwägung zwischen einer Zeitverzögerung von ca. einem halben Jahr durch eine erneute Offenlage des B-Planes und dem beantragten positiven Effekt für das gesamte Gemeinwesen, entscheiden wir uns eindeutig für die zukunftsträchtigere Variante.

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